Senegal
Beschreibung
Die Zuständigkeit für die berufliche Bildung liegt im Senegal beim Ministère de la Formation Professionnelle, de l’Apprentissage et de l’Insertion Professionnelle (MFPAI). Verschiedene Direktionen innerhalb des Ministeriums kümmern sich um die Ausstellung der Zertifikate und um die Lehrplanentwicklung. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern (Public-Private Partnerships) wird kontinuierlich an der Entwicklung der beruflichen Bildung gearbeitet.
Allgemeinbildung:
Mit 3 Jahren beginnt im Senegal die Vorschule (Education Préscolaire) für eine Dauer von 3 Jahren. Anschließend besuchen die Kinder die Grundschule (Enseignement Elémentaire) im Alter von 7 bis 12 Jahren. Die Grundschule beinhaltet 6 Kurse bzw. Klassen. Am Ende der Grundschule erwerben die Schüler/innen das „Certificat de fin d’études élémentaires“ (CFEE). Auf die Grundschulbildung folgt die Mittlere und Sekundarschulbildung (Enseignement Moyen et Secondaire), welche sich in zwei Zyklen aufteilt. Der erste Zyklus von 4 Jahren wird am Collège absolviert (6ème bis 3ème) und mit dem „Brevet de fin d‘Etudes Moyennes“ (BFEM) absolviert. Daran schließt der zweite Zyklus von 3 Jahren am Lycée an, der mit dem „Baccalauréat (Technique)“ abgeschlossen wird. Es kann der Parcours scolaire (allgemeinbildend) oder der Parcours professionnel (berufsbildend) an einem Lycée d’Enseignement Technique (Technisches Lyzeum) abgeschlossen werden. Seit 2004 ist die Schulbildung von 6 bis 16 Jahre verpflichtend. Trotz dessen kann das staatliche Schulwesen die hohe Nachfrage nicht stemmen und viele Kinder im Schulalter lernen auf informellen Wegen (Quelle: MFPAI).
Berufliche Bildung:
Es gibt im Senegal mehrere Berufsabschlüsse, die sich an Personen richten, die aus dem beschriebenen Schulsystem herausfallen und keinen Abschluss der Grundschulbildung vorweisen. Die einzige Zugangsvoraussetzung ist das Alter zwischen 15 und 40 Jahren. Hier gibt es die Möglichkeit den Abschluss „Certificat de Compétences“ (CC) zu erwerben. Die Dauer variiert je nach Kompetenzen, die erworben wurden. Genauso verhält es sich mit dem Abschluss „Certificat de Compétences Professionnelles“ (CCP). Beide Abschlüsse werden praktisch im Betrieb erworben. Es gibt keinen Theorieanteil. Weiterhin gibt es die Möglichkeit ein „Certificat Professionnel de Spécialisation“ (CPS) zu erwerben. Diese Ausbildung dauert drei bis neun Monate und wird meist direkt in einem Betrieb absolviert, mit zusätzlichen Einheiten in einer Berufsbildungseinrichtung.
Mit dem Erreichen der letzten Klasse des Collèges (Niveau 3ème) kann eine Ausbildung zum „Certificat d’Aptitude Professionnelle“ (CAP) begonnen werden. Diese Ausbildung dauert drei Jahre. Liegt nur die Grundschulbildung vor, ist der Zugang zu dieser Ausbildung ebenfalls möglich. Die Dauer verlängert sich dadurch um ein Jahr und beträgt insgesamt vier Jahre. Nach dem Abschluss des CAPs kann eine weitere Ausbildung auf der Stufe „Technicien“ im gleichen Fachbereich angestrebt werden.
Außerdem gibt es die Möglichkeit eine zweijährige Ausbildung zum „Brevet d’Etudes Professionnelles“ (BEP) zu absolvieren. Offen steht diese Ausbildung Schüler/innen die die letzte Klasse des Collèges erreicht haben. Liegt bereits eine Ausbildung zum CAP vor, muss nur ein weiteres Ausbildungsjahr absolviert werden, um das BEP zu erwerben. Mit dem BEP ist ein Übergang auf die Stufe „Technicien“ möglich.
Mit einem BEP oder einem CAP und drei Jahren Berufserfahrung kann die Ausbildung zum „Brevet Professionnel“ (BP) absolviert werden. Je nach Fachbereich dauert diese Ausbildung zwischen 14 Monaten und zwei Jahren. Ausbildungen in der Industrie dauern in der Regel 14 Monate, andere Fachrichtungen dauern zwei Jahre.
Das „Brevet de Technicien“ (BT) ist eine dreijährige Ausbildung, zu der Zugang mit einem CAP in der gleichen Fachrichtung oder einem Abschlusszeugnis des Collèges (BFEM) besteht. Sie wird an einem Technischen Lyzeum oder einem staatlichen oder privaten Berufsbildungszentrum absolviert. Im Anschluss an das BT kann ein „Brevet de Technicien Supérieur“ absolviert werden.
Nach erfolgreichem Abschluss des Collèges kann neben der technischen Hochschulreife auch ein Berufsbildungszentrum besucht werden und eine dreijährige Ausbildung zum „Certificat de Qualification Professionnelle“ (CQP) absolviert werden. Diese Ausbildung ermöglicht den Übergang zum „Brevet de Technicien Supérieur“ in der gleichen Fachrichtung.
Im postsekundären Bereich gibt es die Möglichkeit mit einem Baccalauréat eine zweijährige Ausbildung zum „Brevet de Technicien Supérieur“ (BTS) zu absolvieren. Außerdem ist auch der Übergang vom CQP und dem BT in der gleichen Fachrichtung möglich.
Weiterhin gibt es im Senegal Abschlüsse, die nur an privaten Berufsbildungseinrichtungen unterrichtet werden. Dazu gehört im Sekundarbereich das „Diplôme de Technicien“ (DT), welches mit dem Abschluss des Collèges absolviert werden kann. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre, kann aber auch auf ein Jahr verkürzt werden. Am Ende der Ausbildung besteht die Möglichkeit sich für die Prüfung zum BT anzumelden. Der Abschluss „Diplôme de Technicien“ wird denjenigen verliehen, die die BT-Prüfung nicht bestanden haben.
Im postsekundären Bereich gibt es an privaten Berufsbildungseinrichtungen die Möglichkeit eine zweijährige Ausbildung zum „Diplôme de Technicien Supérieur“ oder „Diplôme Supérieur de Technicien" zu absolvieren. Auch hier können die Ausbildungen je nach Niveau des Auszubildenden auf ein Jahr verkürzt werden. Mit einem „Diplôme de Technicien Supérieur“ oder „Diplôme Supérieur de Technicien“ kann man sich zur Abschlussprüfung des BTS anmelden. Die Diplome werden denjenigen verliehen, die das BTS nicht bestanden haben.
Das Gesetz von 1991 hat das senegalesische Schulwesen in seiner geänderten Fassung vom kulturellen Erbe der französischen Kolonialgeschichte befreit. Trotzdem sieht man Anlehnungen zum französischen Bildungssystem.
Historisch bedingt spielen Koranschulen eine Rolle im Bildungssystem. Sie waren die ersten Bildungseinrichtungen des Landes und bieten auch heute noch Ausbildungen u.a. im Agrarbereich an, jedoch sind diese im non-formalen Bereich der Berufsausbildungen angesiedelt, da sie nicht in das formale Bildungssystem eingegliedert wurden (IIEP, 2018, 15).
Auch private Berufsbildungseinrichtungen spielen im Senegal eine große Rolle. 2015 waren 55% der Auszubildenden an privaten Berufsbildungseinrichtungen eingeschrieben (ebd. 20). Von 388 Bildungseinrichtungen waren 2019 284 in privater Trägerschaft (OIT, 2019, 20).
Der informelle Sektor der Wirtschaft ist groß, ein Phänomen, das auch in anderen Volkswirtschaften Afrikas und Asiens üblich ist. Die menschenwürdige, formelle Beschäftigung mit sozialer Sicherheit hat mit der wachsenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nicht Schritt gehalten, und viele Menschen haben sich auf Kleinst- und Kleinbetriebe und informelle Arbeitsplätze verlegt, die oft unsicher sind und eine geringe Produktivität aufweisen (ACQF, 2020, 11). Die Menschen, die dort arbeiten oder lernen eignen sich Qualifikationen und Kompetenzen an, die dokumentiert, evaluiert und zertifiziert werden sollen. Ein Ziel der Bildungspolitik ist es dies umzusetzen und den Menschen so einen Übergang in weitere Ausbildungen oder Berufe zu ermöglichen.
Ein aktueller Reformprozess ist das Programme PAQUET 2018-2030, welches weitreichende Verbesserungen im gesamten Bildungssystem vorsieht. Weitere Informationen dazu finden sich auf der Webseite des Bildungsministeriums.
Weiterführende Informationen
Ministère de la Formation Professionnelle, de l’Apprentissage et de l’Insertion Professionnelle MFPAI, https://formation.gouv.sn/
Ministère de l'Education Nationale MEN, https://www.education.sn/fr
Cadre Continental Africain des Certifications ACQF, Etude Cartographique, Sénégal, 2020
IIEP, Description des Formations/Qualifications sur les métiers developpés en formation professionnelle dans les pays de l’UEMOA et le Tchad et leur classification/regroupement en quatre niveaux, 2020
IIEP, Guide Pratique pour la Classification des ressources et outils de la formation professionnelle sur la plateforme de mutualisation, 2020
IIEP, La Formation Professionnelle, Analyse de la mise en œuvre des réformes, Sénégal, 2018
ILO, Analyse des systèmes d’apprentissage professionnel dans le cadre du modèle de qualité de l’OIT, Cas du Sénégal, 2020
OIT, L’état des lieux du système de formation professionnelle, Sénégal, 2019
UNESCO-UNEVOC, Base de données sur l’ETFP dans le monde, Sénégal, 2015
Akkreditierte Bildungsinstutionen
- Im postsekundären Bereich auf der Seite der Nationalen Behörde für Qualitätssicherung in der höheren Bildung (ANAQ-Sup): ACCREDITATIONS - ANAQSUP