Länderprofil
Abbildung Benin 2005

Benin

Gültigkeit Seit 17.03.2005
Amtssprache Französisch

Beschreibung

Das staatliche Bildungswesen im Benin ist seit 2003 zentral organisiert und bis 2005 wurde die Bildungslandschaft um weitere Abschlussarten ergänzt. Die Zuständigkeit liegt beim Ministerium für Sekundar- und Berufsbildung (Ministère des enseignements secondaire, technique et de la formation professionnelle, MESTFP), dem u.a. die formale Gestaltung der beruflichen Bildung im Sekundarbereich obliegt. Die Ziele der nationalen Berufsbildungs- und Bildungspolitik werden von der Inspection générale pédagogique des Ministeriums in Zusammenarbeit mit den zuständigen technischen Abteilungen, z.B. der Direction de l’enseignement technique definiert. Im Postsekundär- und Tertiärbereich liegt die Verantwortung beim Ministerium für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung (Ministère de l’enseignement supérieur et de la recherche scientifique, MESRS). 

Weitere Ministerien wie z.B. das Kultur- und Tourismusministerium (MCAAT) oder das Ministerium für Mikrofinanzen, Jugend- und Frauenbeschäftigung (MCMEJF) organisieren auch non-formale Berufsausbildungen.  

Im staatlichen Bildungswesen Benins werden folgende Bereiche unterschieden: 

Allgemeinbildung

Im Primarbereich (Enseignement primaire EP) erhalten die Schüler/innen im Alter von 11/12 Jahren nach Abschluss der verpflichtenden sechsjährigen Grundschule (seit 2006 gratis) das Certificat d’études primaires (CEP). Der allgemeinbildende Sekundarbereich (Enseignement secondaire général ESG) ist in zwei Zyklen aufgeteilt. Zunächst besuchen die Schüler/innen vier Jahre ein Collège, welches sie mit dem Brevet d’études du premier cycle (BEPC) abschließen. Danach können drei Jahre am Lycée absolviert werden und mit dem Baccalauréat/Baccalauréat Technique inkl. Hochschulzugangsberechtigung abgeschlossen werden. 

Berufliche Bildung

Im berufsbildenden Bereich wurden bis 2005 nach der Primarstufe oftmals informelle Ausbildungen absolviert, sogenannte Formation par apprentissage traditionnel / formation sur le tas, welche vorwiegend in Handwerksbetrieben und rein praxisorientiert stattfanden. Seitdem wurde für die genannten Ausbildungen das staatlich anerkannte Certificat de Qualification aux Métiers (CQM) eingeführt. Die Ausbildungsdauer beträgt um die drei Jahre und ist rein praxisorientiert. Weiterhin kann eine dual ausgerichtete Erstausbildung absolviert werden, welche zu 80 Prozent im Betrieb und 20 Prozent in einem Berufsbildungszentrum stattfindet und drei Jahre dauert. Für den Abschluss Certificat de Qualification Professionnelle (CQP) ist das CEP Voraussetzung, Absolventen des CQM können die Ausbildung zum CQP verkürzt absolvieren. Die beiden Abschlüsse aus dem unteren Sekundarbereich qualifizieren für den Eintritt in den Arbeitsmarkt.

Weiterhin ist nach Abschluss des CEP der Eintritt in den technischen Sekundarbereich (Enseignement Technique et la Formation Professionnelle ETFP, Enseignement secondaire technique EST) möglich. Für diesen muss ein Aufnahmetest bestanden werden. Diese Art der Ausbildung bereitet gleichzeitig für den Eintritt in den Arbeitsmarkt vor, ermöglicht aber ebenso die Fortführung der Berufsausbildung bzw. Hochschulbildung. Dabei wird zwischen sechs verschiedenen Ausbildungsbereichen unterschieden: 

  • Verwaltungs- und Managementwissenschaften und -techniken (Sciences et Techniques Administratives et de Gestion, STAG) 
  • Industrie (Sciences et Techniques Industrielles, STI) 

  • Agrarwissenschaft und -technik (Sciences et Techniques Agricoles, STA) 

  • Gesundheitswissenschaften (Sciences de la Santé, SS) 

  • Familien- und Sozialwirtschaft (Economie Familiale et Sociale, EFS) 

  • Hotel und Restaurantgewerbe (Hôtellerie et Restauration, HR)  

Im Sekundarbereich I kann nach einer drei- bis vierjährigen Ausbildung das Certificat d’Aptitude Professionnelle (CAP) erworben werden. Voraussetzung für diese Ausbildung ist der Abschluss der 2. Klasse des Collèges (5ième) oder ein CQP. Auf der nächsten Stufe kann im Sekundarbereich II neben dem Baccalauréat Technique das Diplôme de Technicien Industriel (DT oder DTI) erworben werden, welches wie das Baccalauréat Technique zum Eintritt in den Arbeitsmarkt oder zur Hochschulbildung weiterqualifiziert. Im Bereich Landwirtschaft führt eine vierjährige Ausbildung zum Brevet d’Etudes Agricoles Tropicales (BEAT).

Im Tertiärbereich kann durch eine zwei- bis dreijährige Ausbildung das Brevet de Technicien Supérieur (BTS) erworben werden. Außerdem kann eine drei- bis vierjährige Ausbildung zum Diplôme de Technicien Supérieur (DTS) absolviert werden. Absolventen des BTS müssen lediglich ein weiteres Ausbildungsjahr absolvieren, um die Prüfung zum DTS absolvieren zu können. Im Bereich Landwirtschaft kann im Anschluss an die vierjährige Ausbildung zum BEAT eine weitere vierjährige Ausbildung absolviert werden, welche zum Diplôme d’Etudes Agricoles Tropicales (DEAT) führt.

Im Benin gibt es sowohl staatliche Berufsbildungszentren (Stand 2010: 16) als auch private Berufsbildungsinstitutionen (Stand 2010: 215; Quelle: Auswertungsbüro für öffentliche Politik, 42)

An Universitäten können Bachelor- (Licence) und Masterstudiengänge (Master) absolviert werden. Im Benin gibt es vier staatliche sowie rund 50 anerkannte private Universitäten (Stand 2019; Quelle: Verzeichnis öffentlicher Universitäten)

Landesspezifische Besonderheiten

Benin war bis 1960 eine französische Kolonie und es bestehen noch Ähnlichkeiten zum französischen Bildungssystem.

Aktuelle Reformprozesse

Die berufliche Bildung stellt neben der Schulbildung im Benin eines der Hauptaugenmerke der aktuellen Politik dar. Dies zeigt sich auch an den hohen Ausgaben in diesem Bereich.

2016 betrug der Anteil der jährlichen Bildungsausgaben in Prozent der Regierungsausgaben insgesamt 18,8% (Quelle: DAAD).

Die Landschaft der beruflichen Bildung im Benin wurde 2001 reformiert. Seit 2005 wurden die beiden Abschlüsse CQM und CQP eingeführt, allerdings konnte das CQM erst 2013 institutionalisiert werden.

2015 folgte eine weitere Reform des Berufsbildungswesens, welche vor allem neue Regelungen zur Ausbildung der Ausbilder/innen einführte.

Weiterführende Informationen

Quellen und Links

ADEA, Etat des lieux de la formation des formateurs et entrepreneurs dans le système de l’ETFP au Bénin, 2015

DAAD, Benin – Daten & Analysen zum Hochschul- und Wissenschaftsstandort, 2019

Lauwerier/Thibaut, Brüning/Marie, Akkari/Abdeljalil, La qualité de l’éducation de base au Bénin: la voix des acteurs locaux, 2013

Nations Unies, Conseil économique et social, Bénin, 2006

République du Bénin, Evaluation de la politique mise en oeuvre dans le domaine de l’enseignement technique et de la formation professionnelle: Etat des lieux, 2010

République du Bénin, Plan décennal de développement du secteur de l’education actualisé – Phase 3/2013-2015, 2013

Swisscontact, L’évolution de la formation professionnelle artisane au Bénin, 2017

UNESCO – IIPE Pôle de Dakar, Bénin – Rapport d’état du système éducatif, 2014

US Aid, Education Development Center, Inc. (EDC), Benin Youth Assessment Report 2011,

World TVET Database, Bénin, 2014

 

Informationen des Auswärtigen Amtes