Länderprofil
Abbildung Ruanda 2010

Ruanda

Gültigkeit Seit 01.01.2010
Amtssprache Englisch Neben der Amtssprache Englisch (seit 2008, vorher Englisch und Französisch) gibt es noch die Landessprachen Kinyarwanda, Französisch, Swahili. Muttersprache nahezu aller Ruander ist die Bantusprache Kinyarwanda. Die weit überwiegende Mehrheit der Einwohner beherrscht ausschließlich diese Sprache.

Beschreibung

Das Bildungssystem in Ruanda ist zentral organisiert. Die politische Verantwortlichkeit für das ruandische Bildungssystem liegt beim nationalen Bildungsministerium, dem Ministry of Education (MINEDUC).

Das Schulsystem in Ruanda ist in drei Phasen gegliedert. Die Grundschule und die Sekundarstufe I bilden die verpflichtende neunjährige Grundausbildung. Während der Pflichtschulzeit übernimmt der Staat die Kosten für die Bildung. Die Allgemeinbildung ist in ein 6-3-3 System gegliedert:

  • Die Primary School (Grundschule) dauert 6 Jahre. Mit Beginn des Schuljahres 2009 wurde ab der 3. Klasse vollständig von Französisch auf Englisch als Unterrichtssprache umgestellt. Klasse 1 bis 3 werden auf Kinyarwanda unterrichtet. Die Primary School endet mit einer nationalen Prüfung. Die Schüler erhalten das Primary Leaving Certificate, dies ist die Berechtigung für den Besuch der Lower / Junior Secondary School.
  • Die Schulzeit der Lower Secondary School beträgt 3 Jahre und endet mit dem Abschluss der Grundbildung (Ordinary‘O‘ Level Certificate). Danach können sich die Jugendlichen entscheiden, ob sie eine Berufsausbildung anstreben oder die Schullaufbahn auf einer Senior Secondary School fortsetzen möchten.
  • Die Senior Secondary School dauert ebenfalls drei Jahre. In den 3 Schuljahren wählen die Jugendlichen Schwerpunktbereiche wie zum Beispiel Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften oder Verwaltung. Mit Abschluss erwerben die Jugendlichen das Advanced General Certificate of Secondary Education bzw. Senior General Secondary Education Diploma, was zum Besuch einer Hochschule berechtigt.

In Ruanda gibt es verschiedene Formen der Berufsausbildung (Technical and Vocational Education and Training (TVET)). In den meisten Fällen ist das Ministry of Education für TVET zuständig. In manchen Spezialbereichen (z.B. Landwirtschaft, Gesundheit, Verkehr) regeln die Sektorministerien die Ausgestaltung. Für den TVET Bereich wurde ein Modulsystem mit sieben verschiedenen staatlich anerkannten Level eingeführt:

  • Level 1: Foundation Level – beinhaltet Lernen in erfahrungsbezogenen Situationen zur Erledigung von Grundaufgaben mit unterschiedlicher Unterstützung.
  • Level 2: Basic Vocational Skills Level / Certificate – beinhaltet Wissen und Kompetenzen für grundlegende berufliche Aktivitäten und Beteiligung in der Gemeinschaft. Dieses Level berücksichtigt Wege der nicht formalen und informellen Berufsbildung.
  • Level 3: Certificate I – beinhaltet Wissen und Kompetenzen für die erste Arbeit, Beteiligung in der Gemeinschaft und/oder weiteres Lernen.
  • Level 4: Certificate II – beinhaltet Wissen und Kompetenzen für Arbeit in einem definierten Kontext und weiteres Lernen.
  • Level 5: Certificate III – beinhaltet theoretisches und praktisches Wissen und Kompetenzen für Arbeit und weiteres Lernen.
  • Level 6: Diploma - beinhaltet spezialisiertes Wissen und Kompetenzen für qualifizierte Aufgabengebiete („Paraprofessional“) und weiteres Lernen.
  • Level 7: Advanced Diploma – beinhaltet breites Wissen und Kompetenzen für hochqualifizierte Aufgabengebiete („Paraprofessional“) und weiteres Lernen.

In den sogenannten Vocational Training Centres (VTCs) werden Berufsausbildungen von Level 1 bis Level 3 (= TVET Certificate I) für Lower Secondary Schulabsolventen und andere Schüler/innen unabhängig von ihrem Bildungsniveau angeboten. Es sind hauptsächlich kurze Kurse für eine schnellere Verbesserung der Fähigkeiten und sie können parallel mit einer praktischen bzw. informellen Bildung am Arbeitsplatz einhergehen. 

Bei den Level 4 bis 7 handelt es sich um rein schulische Berufsausbildungen. Theoretisch ist ein Eintritt in den Arbeitsmarkt nach Abschluss des Level 4 möglich, hierzu liegen aber derzeit keine ausreichenden Informationen vor. Das Level 5 wird durch eine Ausbildung an den Technical Secondary Schools (TSS) erreicht. Diese Ausbildung beinhaltet sowohl allgemeinbildende als auch berufsspezifische Fächer. Am Ende eines jeden Jahres findet ein 1-monatiges Praktikum statt. Die Ausbildung dauert zwei Jahre für Inhaber/innen eines Level 3 Abschlusses (TVET Certificate I) oder drei Jahre für Absolventen der Lower Secondary School. Man erwirbt zusätzlich zum Level 5 (TVET Certificate III) das Professional Certificate of Secondary Education A2 bzw. Technical Secondary Education Diploma als Abschlusszertifikat für die Sekundarstufe II. Der Abschluss ermöglicht den Zugang in die Berufswelt und in den tertiären Bildungssektor.

Die Level 6 und 7 können an Technical Tertiary Institutions (TTI) oder Polytechnics erreicht werden. Diese Institute fungieren als postsekundäre Fachhochschulen für Schüler/innen, die die Sekundarstufe II abgeschlossen haben. Sie bieten 1-2-jährige Diplom- und 2-jährige Advanced-Diplom-Kurse (Level 6 & Level 7). TTI sind vergleichbar mit den Polytechnics (Polytechnische-Institute).

Das tertiäre Bildungssystem im Hochschulbereich basiert ebenfalls auf einem Modulsystem mit sieben Level, muss aber von dem TVET System unterschieden werden. Mitverantwortlich für den tertiären Bildungsbereich ist der Hochschulrat Higher Education Council (HEC). Die HEC ist unter anderem für die Qualität der Hochschuleinrichtungen, die Organisationsstruktur, die Leistungsfähigkeit des Hochschulsystems sowie für die Hochschulpolitik zuständig.

Die sieben Level sind in Undergraduate und Postgraduate eingeteilt. Bei den Undergraduate Bildungsgängen können folgende Abschlüsse erworben werden:

  • Level 1: Nach einem Jahr erwirbt man das Certificate of Higher Education.
  • Level 2: Das zweite Level wird nach einem weiteren Jahr mit dem Diploma in Higher Education abgeschlossen.
  • Level 3: Nach weiteren sechs Monaten wird das Advanced Diploma in Higher Education verliehen.
  • Level 4: Im 4. Level kann der Bachelor Ordinary Degree nach sechs Monaten erworben werden.
  • Level 5: Der Bachelor Degree with Honours wird nach einem weiteren Jahr erreicht und berechtigt zum Zugang zum Masterprogramm.
  • Level 6 und 7 umfassen den Postgraduate Bereich. Das Masterstudium ist im 6. Level anzusiedeln und beträgt 1-2 Jahre. Die Zugangsvoraussetzung für das Masterstudium ist der Bachelor Degree with Honours, Secondary Class Upper Division. Nach dem erfolgreichen Abschluss kann man das 7. Level anstreben und nach weiteren 3 Jahren Studium und Forschung einen Doktorgrad erlangen.
Landesspezifische Besonderheiten

In Ruanda gibt es keine duale Ausbildung, wie man sie in Deutschland kennt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass es bislang wenig tragfähige Industrielandschaft oder Dienstleistungsgewerbe gibt, die den praktischen Teil der Ausbildung tragen. TVET führt zu unterschiedlichen Abschlüssen. Dies soll im Zuge der ,,Vision Rwanda 2020‘‘ geändert werden. Ein zentrales Organ soll über die Ausgestaltung entscheiden, einen einheitlichen Lehrplan entwickeln und dafür sorgen, dass es genug TVET Programme für die ruandische Bevölkerung gibt.

Außerdem gibt es in Ruanda auch einen großen Anteil an informellen und non-formalen Ausbildungen, die jedoch zu keinem formalen Abschluss führen.

Aktuelle Reformprozesse

2010 hat die ruandische Regierung die ,,Vision Rwanda 2020‘‘ verabschiedet. Dort werden allgemeine Ziele formuliert, wie sich Ruanda in 10 Jahren von einem Agrarstaat hin zu einer Wirtschaft, die sich durch Bildung und Wissenschaft auszeichnet, entwickeln kann.  

Ruanda strebt eine ,,universelle Bildung für alle‘‘ an. Bislang herrscht in Ruanda ein großes Qualitätsdefizit in der Lehrerausbildung vor und das System der Berufsausbildung ist wenig verbreitet. Die Regierung strebt einen Ausbau der beruflichen und technischen Bildung mit den Schwerpunkten Technik, Entwicklung und Management an.

Die verpflichtende Grundausbildung soll von 9 auf 12 Jahre ausgedehnt werden.

Weiterführende Informationen

Quellen und Links
  • Reformprozess ,,Vision Rwanda 2020``
  • 2014 Education Statistical Yearbook – Ministry of Education Ruanda
  • Education System Rwanda – The Rwandan eduaction system described and compared with the Dutch system
  • Rwanda TVET Qualification Framewok (WDA, 2012)
  • Rwanda (The RQFHE Credit Accumulation and Modular Scheme) – UNESCO Institute for Lifelong Learning 
  • Rwandan National Qualifications Framework for Higher Education – Higher Education Council

 

Informationen des Auswärtigen Amtes