Länderprofil
Abbildung Namibia 2006

Namibia

Gültigkeit Seit 28.08.2006
Amtssprache Englisch Folgende Sprachen genießen rechtlichen Schutz als sogenannte Nationalsprachen: Afrikaans, Deutsch, Otjiherero, Khoekhoegowab, Oshiwambo, RuKwangali, SeTswana, SiLozi, !Kung, Gciriku, Thimbukushu

Beschreibung

Für die berufliche Bildung in Namibia ist seit 2015 in erster Linie das Ministerium für Hochschulbildung, Berufsbildung und Innovation (Ministry of Higher Education,Technology and Innovation – MHETI) zuständig.

Für die Implementierung eines nationalen Qualifikationsrahmens (National Qualifications Framework – NQF), als Verzeichnis aller formalen Qualifikationen in Namibia, wurde im Jahr 1994 die namibische Qualifikationsbehörde (Namibia Qualifications Authority – NQA) gegründet und durch das Nationale Qualifikationsbehördengesetz Nr. 29 von 1996 (National Qualifications Authority Act No 29 of 1996) geregelt. Die NQA ist für die Entwicklung, Umsetzung und Überwachung des Nationalen Qualifikationsrahmens verantwortlich, zudem bewertet und akkreditiert sie nationale Einrichtungen und Abschlüsse.

Am 14. April 2005 wurde das NQF-Klassifizierungssystem vom NQA-Rat genehmigt, sodass am 28. August 2006 die "Verordnung zur Erstellung eines Qualifikationsrahmens für Namibia" erlassen und somit erstmals formalisiert wurde. Hier wurden die durch die NQA entwickelten Stufenbeschreibungen für den Nationalen Qualifikationsrahmen sowie die folgenden Berufsabschlüsse definiert:

  • certificates
  • diplomas
  • bachelor degree
  • bachelor honours degree
  • professional bachelor degree
  • masters degree
  • doctoral degree

Gemäß dem Berufsbildungsgesetz von 2008 (Vocational Education and Training Act 1 of 2008) wurde die namibische Berufsbildungsbehörde (Namibia Training Authority - NTA) ins Leben gerufen und beauftragt, die Verwaltung der Berufsbildungszentren zu übernehmen, die zuvor dem Bildungsministerium unterstellt waren. Ebenfalls ist es die Aufgabe der NTA, die Berufsbildungszentren (NTA Traings Centres) zu halbautonomen Organisationen zu entwickeln sowie die wirksame Regulierung und Finanzierung des Berufsbildungsangebots in Namibia sicherzustellen. Die NTA sorgt außerdem für die Kontrolle des NQF und seine Aktualisierung in Abstimmung mit der NTA. 

Der NQF umfasst zehn Stufen (NQF Levels), die jeweils einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad des Lernens und/oder der Anwendung der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten (Lernergebnisse) darstellen.

Allgemeinbildung - Primarstufe & Sekundarstufe I

Die Primarbildung beginnt in Namibia mit dem ersten Schuljahr der Grundschule (Primary Education) und dauert 7 Jahre. Ab Schuljahr 5 können berufsvorbereitende Fächer (Pre-Vocational Sucjects) belegt werden. Die Sekundarstufe I (Lower Secondary Education) dauert weitere zwei Jahre und bietet berufsvorbereitende Fächer zur Fortführung der berufsvorbereitenden Grundschulfächer an. Mit einem "school-report" (bis 2018: 3 Jahre mit Nationalem Junior Zeugnis der Sekundarstufe I "Junior Secondary Education Certificate") wird der Abschluss der Primar- und Sekundarstufe I bescheinigt.

Allgemeinbildung - Sekundarstufe II

Nach Abschluss der Sekundarstufe I kann zum einen die allgemeinbildende Sekundarstufe II besucht werden. Hier kann nach drei Jahren das Einfache Zeugnis der Sekundarstufe II "Namibian Senior Secondary Certificate Ordinary - NSSCO" und nach einem weiteren Jahr das Fortgeschrittene Zeugnis der Sekundarstufe II "Namibian Senior Secondary Certificate Advanced Subsidiary - NSSCAS" mit gleichzeitigen Hochschulzugang erworben werden. Auch hier werden über die vier Jahre weiterführende berufsvorbereitende Fächer angeboten.

Zum anderen können sich die Absolventen der Sekundarstufe I, aber auch Absolventen der Sekundarstufe II für einen berufsbildenden Zweig entscheiden und zunächst einzelne oder aufeinander aufbauende Zertifikate (Certificates) erlangen.

Berufsbildung - Certificates

Die niedrigste Stufe der berufliche Bildung stellen Zertifikatskurse auf Stufe 1 des NQF dar, die nach Abschluss des "school reports" begonnen werden können. Zertifikatskurse werden bis Stufe 8 angeboten an öffentlichen oder an privaten Berufsbildungszentren (Public / Private Vocational Training Centres) oder Universitäten angeboten. Sie umfassen mindestens 400 Stunden und eine Dauer von 6 Monaten - je höher die Stufe, umso höher der Stundenumfang und die Dauer. Zertifikate können den integralen Bestandteil eines Diploms (s.u.), eines Hochschulabschlusses und/oder eine eigenständige Qualifikation darstellen. 

Nach erfolgreichem Abschluss eines Zertifkatskurses erhalten die Absolventen je nach Stufe ein:

  • Certificate (Level 1, 2, 3, 4, 6, 7)
  • Post Graduate Certificate (Level 8)

Berufsbildung - Diplomas

Diplomakurse finden auf den Stufen 5-8 des NQF statt. Um an einem Diplomakurs teilnehmen zu können, müssen die Schüler einen vorherigen Zertifikatsabschluss auf mindestens Level 4 nachweisen. Diplomakurse werden wie Zertifikatskurse auch an öffentlichen und privaten Berufsbildungszentren oder Universitäten angeboten. Der Umfang der Leistungen, die mit einem Diplom anerkannt werden, ist im Allgemeinen höher als der, der für die Verleihung eines Zertifikats erforderlich ist. So umfassen Diplomakurse mindestens 720 Stunden mit einer Dauer von einem Jahr - auch hier: je höher die Stufe, umso höher der Stundenumfang und die Dauer. Diplome können ebenfalls den integralen Bestandteil eines Hochschulabschlusses und/oder eine eigenständige Qualifikation darstellen.

Nach erfolgreichem Abschluss eines Diplomakurses erhalten die Absolventen je nach Stufe ein:

  • Diploma (Level 5, 6, 7)
  • Post Graduate Diploma (Level 8)

Berufsbildung - Professional Bachelor Degree

Der berufliche Bachelor (Professional Bachelor) wird auf Stufe 8 des NQF verliehen. Um zum Professional Bachelor Studiengang zugelassen zu werden, müssen die Interessenten mindestens Level 7 aus vorherigen Kursen nachweisen können. Angeboten wird dieser Abschluss von Universitäten, ist jedoch sehr viel praktischer ausgelegt als der normale Bachelor. Ein Professional Bachelor Studiengang muss mindestens 1.200 Stunden umfassen und hat eine Dauer von etwa 1,5 Jahren.

Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Absolventen den:

  • Professional Bachelor Degree (Level 8)

Hochschulbildung - Tertiärbereich

Im tertiären Bereich bieten Universitäten fünf verschiedene Abschlüsse an:

  • Bachelor Degree (Level 7)
  • Bachelor Honours Degree (Level 8)
  • Integrated Bachelor Honours Degree ("Bachelor Degree"  und "Bachelor Honours Degree")
  • Masters Degree (Level 9)
  • Doctoral Degree (Level 10)

Private Berufsbildungseinrichtungen

In Namibia gibt es zahlreiche private Berufsbildungseinrichtungen (Private Vocational Training Centres). Diese können durch die NQA akkreditiert werden, wenn sie die Umsetzung der Qualifikations- und Einheitsstandards der NQA gewährleisten können. Außerdem müssen genug Mittel zur Koordinierung der Qualitätssicherung der Lehre vorhanden sein. Eine Akkreditierung ist für jeweils drei Jahre gültig und muss immer wieder erneuert werden. Links zu akkreditierten Berufsbildungseinrichtungen mit Listung des Berufsbildungsangebots finden sich unten unter Quellen und Links.

Private Berufsbildungseinrichtungen stellen ihre eigenen Zertifikate oder Diplome aus. So kommt es vor, das im Bereich der privaten Berufsbildung auf Level 7 zum Beispiel ein "Higher Certificate" statt "Certificate" oder ein "Advanced Diploma" statt "Diploma" ausgestellt wird. 

Non-Formale Bildung

Non-Formale Berufsausbildungen richten sich an Personen, die außerhalb des formalen Bildungssystems fallen und keine Mindestvoraussetzung für formale Berufsbildungskurse mitbringen. Die 2016 eingeführten grundlegenden Berufsvorbereitungskurse (Basic Pre-Vocational Skills Course) werden z. B. von gemeinnützigen Organisationen wie COSDEF, KAYEC oder dem National Youth Service angeboten. In der Regel umfassen sie 2 Jahre und beinhalten Lehrprogramme auf Level 1 und 2, womit Sie wiederum auf Level 3 im formalen Berufsbildungssystem einsteigen können.

Keine Ausbildung: Trade Tests

Trade Tests sind staatliche Berufsprüfungen, mit denen die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person in verschiedenen Handwerksberufen beurteilt werden.

Landesspezifische Besonderheiten

Der Umfang des Lernerwerbs wird mit Hilfe von credits angegeben. Ein (1) credit steht für 10 Stunden Lernen bzw. Ausbildung. 

Aktuelle Reformprozesse

Aktuell:

Die NQA arbeitet intensiv an einer Reform des Berufsbildungssystems - speziell an flexibleren Übergängen zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung sowie zwischen den verschiedenen Berufsbildungskursen und der Tertiären Bildung.

2008: Inkrafttreten des Vocational Education and Training Act 1, 2008

  • 2015: Umsetzung grundlegender Bildungsreformen

  • 2016: Einführung von berufsvorbereitenden Kursen (Basic Pre-Vocational Course, 2 Jahre) an Comunity Skills Development Centres (COSDECS)

  • 2017: Einführung beruflicher Wahlfächer in Sekundarstufe I und II

  • 2017-2019: die Sekundarstufe I wird von zehn auf neun Jahre verkürzt, die Sekundarstufe II wird von zwei auf drei Jahre erhöht

  • 2018: Das Zeugnis der Sekundarstufe I "Junior Secondary Certification" läuft aus und wird durch "school-reports" ersetzt 

  • 2021: Abschlusszertifikat der 13. Klasse: "Namibian Senior Secondary Certificate Higher - NSSCH" umbenannt zu "Namibian Senior Secondary - NSSCAS"

2004-2006: Inkrafttreten des Higher Education Act, 2003

  • 2006: Erlassung der "Verordnung zur Erstellung eines Qualifikationsrahmens für Namibia"

  • 2006: "IGCSE" wird durch das "Namibia Senior Secondary Certificate Ordinary - NSSCO" ersetzt

  • 2006: "HIGCSE" (Auslaufphase bis 2010) wird durch das "Namibia Senior Secondary Certificate Higher- NSSCH" ersetzt

1990:  Erste Reformen durch Unabhängigkeitserklärung

  • 1993: Einführung "Junior Secondary Certificate - JSC" nach der 10. Klasse

  • 1994: Einführung "International General Certificate of Secondary Education - IGCSE" nach der 12. Klasse

  • 1994: Einführung "Higher International General Certificate of Secondary Education - HIGCSE" nach der 13. Klasse

  • 1996: Namibia Qualifications Authority Act 29 of 1996

Historische Entwicklung

Südafrikanische Mandatsmacht 1915 bis 1990
Gültigkeit: 28.06.1919 - 21.03.1990

Beschreibung

1915 bis 1990 stand Namibia noch unter südafrikanischer Mandatsmacht, sodass das Bildungssystem bis zur Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1990 durch Südafrika gesteuert und von der „Apartheid“ geprägt wurde. Für einen großen Teil der namibischen Bevölkerung bedeutete dies sehr schlechte bis gar keine Bildungsmöglichkeiten.

Die 1990 neu gewählte Regierung räumte der Befreiung des Volkes von allen Formen der Unterdrückung in der Vergangenheit Priorität ein. Die Reform des Bildungswesens wurde zu einer der obersten Prioritäten der Regierung, die die Notwendigkeit sah, das Bildungssystem von einem autoritären zu einem demokratischen Bildungssystem umzuwandeln. Wie in vielen afrikanischen Ländern wurde Bildung zu einem grundlegenden Menschenrecht, das allen Menschen in Namibia zugänglich sein sollte. Im Jahr 1990 erarbeitete die Regierung also erstmals die nationale Verfassung, die eine qualitativ hochwertige Bildung für alle forderte.

Die bis 1990 zuständigen elf ethnischen Bildungsbehörden wurden mit der Unabhängigkeitserklärung zu einen Bildungs- und Kulturministerium (Ministry of Education and Culture – MEC) zusammengeschlossen. 1995 wurde das für die Berufsbildung zuständige Ministerium für Hochschul- und Berufsbildung unter dem Namen Ministry of Higher Education and Vocational Education als Abspaltung vom Bildungsministerium (MOE) gegründet und bestand in dieser Form bis 2005, als sein Zuständigkeitsbereich an das Bildungsministrium (Ministry of Education - MOE) zurückfiel. Im Jahr 2015 wurde es als Ministerium für Hochschulbildung, Ausbildung und Innovation (MHETI) neu gegründet und besteht in dieser Form bis heute.

Auch vor 2006 gab es Certificate- und Diplomakurse, welche allerdings erst mit der "Verordnung zur Erstellung eines Qualifikationsrahmens für Namibia" formalisiert wurden.

Weiterführende Informationen

Quellen und Links

Bildungsministerium: Ministry of Education, Arts and Culture is under construction (gov.na)

Ministerium für höhere Bildung, Technologie und Innovation: MHETI (gov.na)

MoE-Policy für die Entwicklungen in der beruflichen Bildung 2005: VET policy (bq-portal.de)

MoE-Strategieplan 2012-2017: namibia_ministry_of_education_strategic_plan_2012-17.pdf (unesco.org)

MHETI-Strategieplan 2017-2020: MHETI_Strategic_Plan_v7.pdf (gov.na)

MHETI-Policy für die Entwicklungen in der beruflichen Bildung 2021: National-Technical-and-Vocational-Education-and-Training-VET-Policy-2021.pdf (bq-portal.de)

 

Akkreditierte Ausbildungsinstitutionen und ihre Ausbildungsgänge:

Unter folgendem Link werden alle aktuell akkreditierten Berufsbildungseinrichtungen mit Listung des Berufsbildungsangebots veröffentlicht: 

Namibia Qualifications Authority - About Us - Namibian Accredited Institutions (namqa.org) (Aktualisierung erfolgt quartalsweise)

In den Jahresberichten der NQA finden sich alle akkredidierten Berufsbildungseinrichtungen mit Listung des Berufsbildungsangebots von 2014-2020:

Namibia Qualifications Authority - About Us - Annual Reports (namqa.org)

Berufsbildungszentren der NTA: Training Centres - NTA

Lehrpläne bzw. Standards der NTA:

Qualifikationen und Standards in der beruflichen Aus- und Weiterbildung: NTA Unit Standards & Qualifications – Namibia Training Authorities

 

Informationen des Auswärtigen Amtes