Länderprofil
Abbildung Indien 2014

Indien

Gültigkeit Seit 01.01.2014
Amtssprache Hindi und Englisch In der Verfassung werden 21 weitere Sprachen anerkannt, die auf regionaler Ebene teils als Amtssprachen dienen.

Beschreibung

Das indische Bildungssystem ist dezentral organisiert und obliegt der gemeinsamen Zuständigkeit der Zentralregierung und Landesregierungen. Das Bildungssystem ist daher gekennzeichnet von großen regionalen Unterschieden sowohl bei den Schulformen als auch in Qualität und Reichweite. Prägend für das indische Bildungssystem ist die Koexistenz mehrerer Schulformen – staatliche, semi-staatliche und private Institutionen einerseits sowie formale und nicht formale Institutionen andererseits. Die Zuständigkeiten für Berufsbildung obliegen auf staatlicher Ebene beim Ministerium für Humanressourcenentwicklung (Ministry for Human Resource Development (MHRD)) sowie dem Ministerium für von Kompetenzentwicklung und Unternehmertum (Ministry of Skill Development and Entrepreneurship(MSDE)) daran angeschlossen ist das (Directorate of General Training (DGT))  Alle anerkannten berufsbildenden Institutionen werden durch den nationalen Bildungsrat für Berufsbildung (All India Council for Technical Education (AICTE)) beraten und repräsentiert. Das AICTE ist auch für die Formulierung und Durchsetzung von Standards in der beruflichen Ausbildung zuständig.

Seit 1986 gibt es eine landesweit verbindliche Grundstruktur der Schulbildung, die so genannte Zehn-Plus-Zwei-Struktur – zehn Jahre Schulausbildung bis zur Sekundarstufe und zwei Jahre Oberstufe.

Programme mit berufsbildenden Elementen werden in den Klassen 9 und 10 der Sekundarstufe I angeboten und dauern in der Regel 1 Jahr. Ausbildungsort sind Sekundarschulen (secondary und senior secondary schools).

Absolventen der 10. Klasse der allgemeinen Schulbildung oder der berufsbildende Programme der Sekundarstufe I können anschließend verschiedene Berufsbildungsprogramme der Sekundarstufe II durchlaufen. Die Dauer variiert hierbei zwischen 6 Monaten und 2 Jahren je nach Ausbildungsprogramm, Fachrichtung und Basisqualifikation. Neben einer Vielzahl kleinerer Ausbildungsprogramme unter der Zuständigkeit verschiedenster Stellen und Institutionen, sind das Apprenticeship Training Scheme und das Craftsman Training Scheme die am weit verbreitetsten Ausbildungsprogramme in Indien. Ausbildungsprogramme nach dem Apprenticeship Training Scheme erfolgen hauptsächlich praktisch im Betrieb und führt nach 1-2 jähriger Ausbildung zum Lehrlingszeugnis (National Apprenticeship Certificate). Berufsbildungsprogramme nach dem Craftsman Training Scheme werden von öffentlichen und privaten Industriellen Ausbildungseinrichtungen  (Industrial Training Institutes - ITIs) durchgeführt  und haben einen Praxisanteil von bis zu 70%. Die Dauer der Ausbildung variiert je nach Fachrichtung und Basisqualifikation zwischen 6 Monaten und 2 Jahren und führt nach erfolgreicher Ausbildung zum Zertifikat im Handwerk (National Trade Certificate). Absolventen von Berufsbildungsprogrammen der Sekundarstufe II haben die Möglichkeit sich für weiterführende Ausbildungsgänge auf der postsekundären nicht-tertiären Ebene oder den Bachelor of Vocational Education einzuschreiben.

Das dreijährige berufsbildende Basisdiplom (Basic Diploma) wird ebenfalls auf der Sekundarstufe II an technischen Hochschulen und Fachhochschulen (Polytechnics) angeboten . Absolventen des Basic Diplomas können sich für höhere Diplomstudiengänge oder für einen Bachelor of Vocational Education einschreiben.

Berufsbildende Höhere Diplomstudiengänge (Advanced Diploma) werden auf der postsekundären nicht-tertiären Ebene durchgeführt. Sie haben eine Dauer von 2-3 Jahren und werden ebenfalls an Polytechnics angeboten.

Der Bachelor of Vocational Education wird im Tertiärbereich an Hochschulen seit dem Jahr 2014 angeboten und hat in der Regel eine Dauer von 3 Jahren. Zulassungsvoraussetzung ist ein erfolgreicher Abschluss der 12. Klasse der allgemeinen Bildung oder des Advanced Diploma auf dem postsekundären nicht-tertiären Bildungsniveau.

Ebenfalls im Tertiärbereich ist die technische höhere Ausbildung (Technical Education) angesiedelt und wird an Polytechnics und Fachinstitutionen durchgeführt. Die Ausbildungsdauer variiert.

Der seit Dezember 2013 gültige National Skills Qualifications Framework (NSQR) ist ein kompetenzbasierter Rahmen, der alle Qualifikationen nach einer Reihe von Wissens-, Qualifikations- und Eignungsstufen organisiert. Diese Niveaus, die von eins bis zehn eingestuft werden, sind definiert als Lernergebnisse, die der Lernende besitzen muss, unabhängig davon, ob sie durch formales, nicht-formales oder informelles Lernen erzielt wurden. Alle seit 2013 aktuellisierten Curricula sind in die Qualifikationsstufen des NSQR eingeordnet.

Landesspezifische Besonderheiten

Das Gesetz zum Recht auf Bildung, die „Right to Education Bill“ von 2005, erhebt den Zugang zu kostenloser Bildung zu einem Grundrecht für jedes Kind im Alter von 6 bis 14 Jahren und schreibt acht Jahre Elementarbildung als verpflichtend vor. Das entspricht den Stufen primary- und upper primary education. Die 9. und 10. Klasse bilden die Sekundarstufe, die 11. und 12. Klasse (higher secondary) entsprechen der Oberstufe.

Aktuelle Reformprozesse

Im Mittelpunkt der aktuellen Reform- und Politikdiskussionen zur beruflichen Bildung stehen: 

  • die Effektivere Förderung nationaler Qualifikationsstandards durch aktive Beteiligung der Arbeitgeber/innen;
  • die Imagesteigerung von beruflicher Bildung für Jugendliche;
  • die Steigerung der Durchlässigkeit und Sicherstellung vertikaler und horizontaler Karrierewege für Fachkräfte;
  • die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit und des Lebensunterhalts des Einzelnen;
  • die Erhöhung der Kapazität und Qualität der Ausbildungsinfrastruktur und der Ausbilder/innen;
  • die Angleichung von Nachfrage und Angebot an Fachkräften an die sektoralen Anforderungen und Verringerung von Diskrepanzen;
  • Vorkehrungen zu treffen, um den Qualifikationsbedarf sozial und geografisch benachteiligter Menschen zu decken;
  • der Einsatz moderner Technologien, um Umfang, Zugang und Reichweite zu gewährleisten;
  • Anerkennung des Wertes des Trainings am Arbeitsplatz und in der Ausbildung. 

Historische Entwicklung

Berufsbildungssystem Indien 1986 bis 2014

Weiterführende Informationen

Quellen und Links