Frankreich
Beschreibung
Das Berufsbildungssystem Frankreichs ist zentralstaatlich organisiert und unterliegt dem Bildungsministerium (Ministère de l'Education nationale). In Absprache mit den Regionen (Conseillers regionaux) werden Berufsausbildungsgänge geplant.
Nach der 5-jährigen Grundschule (école élémentaire) wird die Schulbildung von allen Schülern am 4-jährigen Collège fortgesetzt. Die Schulpflicht endet nach insgesamt 9 Jahren mit dem Diplôme national du brevet. Die Schüler können im Anschluss entweder das dreijährige Lyzeum besuchen um das Baccalauréat (allgemeine Hochschulreife) zu erlangen oder verschiedene berufsbildende Abschlüsse erwerben.
Das französische Bildungssystem stuft die Bildungsabschlüsse in fünf Niveaus ein:
Niveau V: Certificat d'aptitude professionnelle (CAP), bis 2009 auch Brevet d’études professionnelles (BEP)
Niveau IV: baccalauréat général, baccalauréat technologique oder baccalauréat professionnel und z. B. brevet professionnel (BP)
Niveau III: brevet de technicien supérieur (BTS) oder diplôme universitaire de technologie (DUT) 2-jähriges Kurzstudium, bac + 2
Niveau II: zweiter Studienzyklus, der nach einem Jahr mit der Licence, nach 2 Jahren mit der Maîtrise abschließt, bac + 3 und 4
Niveau I: Diplôme d‘études supérieures spécialisées (DESS bzw. Master), einjähriges Aufbaustudium, bac + 4 oder 5
Das Certificat d’aptitude professionnelle (CAP) kann in 186 Fachrichtungen über zwei verschiedene Bildungswege erworben werden. In der Regel wird es nach 2 Jahren in Vollzeit am Lycée professionnel (berufliches Gymnasium) oder über eine 2-jährige Lehre im dualen System mit Besuch einer Berufsschule, dem Centre de Formation d’Apprentis (CFA) erworben. Wurde bereits ein erstes CAP oder ein Jahr am Lycée professionnel absolviert, kann die Ausbildung auf ein Jahr verkürzt werden. Die duale Ausbildung kann von 16- bis 25-Jährigen absolviert werden. Äquivalent zum CAP kann im Bereich Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung das Certificat d’aptitude professionnelle agricole (CAPA) erworben werden. Auch hier führt der Weg über das Lycée professionnel oder die Lehre.
Das Brevet d'études professionnelles (BEP) kann auch nach 2 Jahren in 54 verschiedenen Fachrichtungen in Vollzeit am Lycée professionnel (berufliches Gymnasium) oder über eine 2-jährige Lehre im dualen System mit Besuch einer Berufsschule, dem Centre de Formation d’Apprentis (CFA) erworben werden. Das BEP ist allerdings nur ein Zwischenschritt (diplôme intermédiaire) auf dem Weg zum baccalauréat professionnel (Bac Pro).
Inhaber eines CAP oder BEP können entweder direkt ins Berufsleben eintreten oder durch den Besuch eines weiteren Schuljahres das Baccalauréat professionnelle (bac pro), die berufliche Hochschulreife erwerben. Das bac pro kann auch auf direktem Weg nach dem Collège in 3 Jahren am Lycée professionnel oder über eine 3-jährige Lehre im dualen System mit Besuch einer Berufsschule, dem Centre de Formation d’Apprentis (CFA), erlangt werden.
Ebenfalls kann am Lycée in einer 3-jährigen Ausbildung das Baccalauréat technologique erworben werden. Dieser Abschluss führt meist nicht in eine unmittelbare Beschäftigung, sondern bereitet auf ein weiterführendes technisches Studium (BTS oder DUT) vor.
Die 2-jährige Vorbereitung auf das Brevet professionnel (BP) findet im dualen System statt. Das BP kann in mehr als 50 Fachgebieten erworben werden und schließt an einen vorherigen Abschluss (CAP oder BEP) an. Nach diesem Brevet ist keine Weiterqualifizierung möglich.
Absolventen eines CAP des gleichen Sektors können in 26 verschiedenen Fachrichtungen ein Brevet des métiers d'art absolvieren. Dieses kann in 2 Jahren am Lycée professionnel erworben werden oder im dualen System mit dem Besuch im CFA. Alternativ kann der Abschluss für bereits im Berufsleben stehende Absolventen durch berufliche Weiterbildungen erworben werden.
Im Anschluss an ein CAP oder BEP kann auch eine Mention complémentaire (MC) erworben werden. Diese soll den Einstieg ins Berufsleben erleichtern und kann entweder in einem Jahr am Lycée professionnel mit einem 6-8-wöchigen Praktikum oder dual an einer Berufsschule erworben werden. Auch wer schon 3 Jahre in einem passenden Bereich tätig ist, kann sich für die Prüfungen anmelden ohne vorher das Lycée professionnel oder ein CFA besucht zu haben.
Die Vorbereitung auf das Brevet technique des métiers (BTM) dauert ebenfalls zwei Jahre im dualen System. Dieser Ausbildungsgang fällt in den Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammern (Chambre de métiers et de l’artisanat). Das BTM ist beschränkt auf folgende Branchen: Lebensmittel/Gastronomie, Elektrizität, Möbelherstellung, Fotografie, Landwirtschaft, komplementärmedizinische Behandlungsmethoden.
Das Brevet de technicien (BT) ist ein Bildungsabschluss der Sekundarstufe II, der am Lyceum erworben wird. Er wird seit den 80er Jahren ersetzt (siehe „Aktuelle Reformprozesse“) und besteht nur noch im musischen Bereich.
Inhaberinnen und Inhabern einer beruflichen oder allgemeinen Hochschulreife (Baccalauréat) bieten die Fachhochschulen (Instituts Universitaires de Technologie (IUT)), Kurzstudiengänge an (filières courtes), die vor allem der Ausbildung von Technikern und Assistenten der Industrie- und Dienstleistungssektoren dienen. Nach zwei Jahren endet das Studium mit dem Erwerb des Diplôme universitaire de technologie (DUT).
Fachspezifische kurze Studiengänge in Bereichen des Dienstleistungssektors und der Industrie werden auch an Lyceen und privaten Einrichtungen angeboten und führen beispielsweise zum staatlich anerkannten Brevet de technicien supérieur (agricole) (BTS(A)). Dieser Abschluss kann ebenso über eine 2-jährige Lehre nach dem Bac Pro erworben werden.
Die 2-jährige höhere duale Ausbildung mit dem Abschluss Brevêt de Maîtrise (BM) vermittelt Inhalte im Bereich Management. Sie knüpft an den Abschluss BTM an (s.o.) und befähigt zur Führung eines Handwerksbetriebs. Die Anmeldung erfolgt über die jeweilige Handwerkskammer.Quelle: Ministère de l’éducation nationale
Die Ausbildung im dualen System mit Abschluss bac pro kann seit 2011 ebenso wie das Lycée professionnel zur Hochschulzugangsberechtigung führen (z.B. Abschluss Diplôme Universitaire de Technologie (DUT)).
Die Ausbildungsordnungen und die Prüfungen des Lycée professionnel und der Lehre im dualen System sind identisch.
Das „Brevet d’études professionnelles (BEP)“ stellt seit 2009 keinen eigenen Abschluss mehr dar, sondern ist ein Zwischenzeugnis auf dem Weg zum baccalauréat professionnel und attestiert den Erwerb berufsbezogener Fähigkeiten.
Das „Brevet de technicien (BT)“ wird seit 1975 schrittweise ersetzt durch baccalauréats technologiques oder baccalauréats professionnels. Einige BT-Abschlüsse bleiben jedoch bis auf Weiteres bestehen. Dazu gehören Abschlüsse aus dem musischen Bereich.
Seit 2011 ist es möglich, zwischen dem allgemeinbildenden bzw. technischen Lyceum (Lycée général et technologique) und dem beruflichen Lyceum (Lycée professionnel) zu wechseln. Auch innerhalb des beruflichen Lyceums ist nach dem Abschluss CAP ein Wechsel in den Zweig mit Abschluss baccalauréat professionnel (bac pro) möglich.
September 2018 wurde das Gesetz über die freie Wahl der beruflichen Zukunft (loi du 5 septembre 2018 pour la liberté de choisir son avenir professionnel) verabschiedet. Dieses Gesetz definiert den nationalen Berufsqualifikationsrahmen neu, nach dem die Klassifizierung der im RNCP (Répertoire national des certifications professionnelles) eingetragenen Berufsqualifikationen festgelegt wird. Kontext dieser Neuerungen ist der Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR), der als Metarahmen für Nationale Qualifikationsrahmen fungiert und berufliche Qualifikationen und Kompetenzen in Europa vergleichbarer machen soll. Seit 2020 ist das Gesetz umgesetzt.
Die neue Nomenklatur zur Klassifizierung der Berufsqualifikationen sieht so aus:
Nomenclature approuvée le 21 mars 1969 par le groupe permanent de la Formation professionnelle et de la Promotion sociale | Cadre national des certifications professionnelles |
Niveau V | Niveau 3 |
Niveau IV | Niveau 4 |
Niveau III | Niveau 5 |
Niveau II | Niveau 6 |
Niveau I | Niveau 7 oder 8 |
Sie ist per Dekret am 08.01.2019 in Kraft getreten. Spätestens ab dem 01.01.2020 wird diese neue Nomenklatur für alle neu vergebene Diplome genutzt.
Quelle: https://www.legifrance.gouv.fr/affichTexte.do;jsessionid=6A9D2FCF7FB127AC6021BD782B475904.tplgfr34s_2?cidTexte=JORFTEXT000037964754&dateTexte=&oldAction=rechJO&categorieLien=id&idJO=JORFCONT000037964593
Mit Beginn des akademischen Jahres 2021 wird die Licence Professionnelle mit dem DUT zu einem dreijährigen Diplom mit 180 ECTS-Credits verschmelzen, das an einem Universitätsinstitut für Technologie (IUT) unter dem Namen "Bachelor universitaire de technologie" verliehen wird.
Historische Entwicklung
Beschreibung
Das gesamte französische Bildungssystem basiert auf dem sogenannten „code de l'éducation", der im Jahr 1795 erschienen ist. Der „code de l'éducation" wurde seitdem immer wieder aktualisiert und angepasst.
Das „Loi d’orientation de l’éducation" von 1989 ist ein Beitrag zur Weiterentwicklung des „code de l'éducation". Ein wichtiges Ziel des Gesetzes „Loi d’orientation de l’éducation" von 1989 ist es, die Anzahl der Schulabgänger ohne Abschluss zu reduzieren. Jede Schülerin/jeder Schüler sollte mindestens ein Certificat d'aptitude professionnelle (CAP) oder ein Brevet d'études professionnelles (BEP) erlangen.
Nach der 5-jährigen Grundschule (école élémentaire) wird die Schulbildung von allen Schülern am 4-jährigen Collège fortgesetzt. Die Schulpflicht endet nach insgesamt 9 Jahren mit dem Diplôme national du brevet.
Im Anschluss können folgende berufsbildende Abschlüsse erworben werden:
Das Certificat d’aptitude professionnelle (CAP) kann über zwei verschiedene Bildungswege erworben werden. Entweder nach 2 Jahren in Vollzeit am Lycée professionnel (berufliches Gymnasium) oder über eine 2-jährige Lehre im dualen System mit Besuch einer Berufsschule, dem Centre de Formation d’Apprentis (CFA). Äquivalent zum CAP kann im Bereich Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung das Certificat d’aptitude professionnelle agricole (CAPA) erworben werden. Auch hier führt der Weg über das Lycée professionnel oder die Lehre.
Das Brevet d’enseignement professionnel (BEP) attestiert den Erwerb berufsbezogener Fähigkeiten. Das BEP kann nach 2 Jahren in Vollzeit am Lycée professionnel (berufliches Gymnasium) oder über eine 2-jährige Lehre im dualen System mit Besuch einer Berufsschule, dem Centre de Formation d’Apprentis (CFA) erworben werden. Es stellt einen geringer qualifizierten Abschluss dar als das CAP, ermöglicht jedoch ebenfalls eine Weiterqualifizierung im dualen System oder in Richtung Fachabitur.
Inhaber eines CAP oder BEP können entweder direkt ins Berufsleben eintreten oder durch den Besuch zweier weiterer Schuljahre das Baccalauréat professionnelle (bac pro), die berufliche Hochschulreife erwerben.
Die 2-jährige Vorbereitung auf das Brevet professionnel (BP) findet im dualen System statt. Nach diesem Brevet ist keine Weiterqualifizierung möglich.
Die Vorbereitung auf das Brevet technique des métiers (BTM) dauert ebenfalls zwei Jahre im dualen System. Dieser Ausbildungsgang fällt in den Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammern (Chambre de métiers et de l’artisanat). Das BTM ist beschränkt auf folgende Branchen: Lebensmittel/Gastronomie, Elektrizität, Möbelherstellung, Fotografie, Landwirtschaft, komplementärmedizinische Behandlungsmethoden.
Das Brevet de technicien (BT) ist ein Bildungsabschluss der Sekundarstufe II, der am Lyceum erworben wird.
Inhaberinnen und Inhabern einer beruflichen oder allgemeinen Hochschulreife (Baccalauréat) bieten die Fachhochschulen (Instituts Universitaires de Technologie (IUT)), Kurzstudiengänge an (filières courtes), die vor allem der Ausbildung von Technikern und Assistenten der Industrie- und Dienstleistungssektoren dienen. Nach zwei Jahren endet das Studium mit dem Erwerb des Diplôme universitaire de technologie (DUT).
Fachspezifische kurze Studiengänge in Bereichen des Dienstleistungssektors und der Industrie werden auch an Lyceen und privaten Einrichtungen angeboten und führen beispielsweise zum staatlich anerkannten Brevet de technicien supérieur (agricole) (BTS(A)). Dieser Abschluss kann ebenso über eine 2-jährige Lehre nach dem Bac Pro erworben werden.
Die 2-jährige höhere duale Ausbildung mit dem Abschluss Brevêt de Maîtrise (BM) vermittelt Inhalte im Bereich Management. Sie knüpft an den Abschluss BTM an (s.o.) und befähigt zur Führung eines Handwerksbetriebs. Die Anmeldung erfolgt über die jeweilige Handwerkskammer.
Das französische Bildungssystem stuft die Bildungsabschlüsse in fünf Niveaus ein:
Niveau VI und V bis: ohne Abschluss
Niveau V: Certificat d'aptitude professionnelle (CAP), Brevet d’études professionnelles (BEP)
Niveau IV: baccalauréat général, baccalauréat technologique oder baccalauréat professionnel und z. B. brevet professionnel (BP)
Niveau III: brevet de technicien supérieur (BTS) oder diplôme universitaire de technologie (DUT) 2-jähriges Kurzstudium, bac + 2
Niveau II: zweiter Studienzyklus, der nach einem Jahr mit der Licence, nach 2 Jahren mit der Maîtrise abschließt, bac + 3 und 4
Niveau I: Diplôme d‘études supérieures spécialisées (DESS bzw. Master), einjähriges Aufbaustudium, bac + 4 oder 5
Weiterführende Informationen
Das Ministère de l'éducation nationale (Bildungsministerium) trägt die Verantwortung für die Bildungsinhalte und Prüfungen der Sekundarstufen I und II. Man findet hier ausführliche Informationen über die Schulformen, die Programme und Ziele der Schulbildung. Das Portal bietet Statistiken über die verschiedenen Bildungsgänge und die Anzahl der Absolventen und Absolventinnen.
Abschlussarten/Lehrpläne:
Die Commission nationale de la certification professionnelle (CNCP) untersteht der Regierung und ist u. a. verantwortlich für die Erfassung der beruflichen Abschlüsse. Zu den Aufgaben der Kommission gehört es, über nationale und EU-weite Abschlüsse zu informieren, Empfehlungen im Bereich Bildung auszusprechen oder zur Transparenz der Abschlüsse auf internationalem Niveau beizutragen.
Sie stellt die Datenbank FranceCompétences (RNCP) zur Verfügung.
Hier können verschiedene Abschlussarten recherchiert werden und viele Lehrpläne/Curricula sowie Rechtsvorschriften werden zum Download bereitgestellt. Geben Sie im Suchfeld die Abschlussbezeichnung ein, gehen Sie auf die Seite des passenden Berufs und scrollen Sie komplett nach unten. Dort finden Sie den Lehrplan als Référentiel d'activité, de compétences et d'évaluation.