Länderprofil
Abbildung Libanon 1967

Libanon

Gültigkeit Seit 01.09.1967
Amtssprache Arabisch

Beschreibung

Das libanesische Berufsbildungssystem ist zentralstaatlich organisiert. Die Generaldirektion für berufliche Bildung (Directorate General of Vocational and Technical Education, DGVTE), eine Abteilung des Ministeriums für Bildung und Hochschulbildung (Ministry of Education and Higher Education, MEHE), ist für die Organisation, die Kontrolle und die Überwachung des Berufsbildungsbereich und die Entwicklung der Lehrpläne zuständig.

Nach Abschluss der ersten 9 Schuljahre (6 Jahre Grundschule und 3 Jahre Elementarschule) können Schüler/innen zwar ihre präferierten weiterführenden Bildungseinrichtungen angeben, zugeteilt werden sie jedoch entsprechend ihrer Ergebnisse in der Abschlussprüfung. Die Oberstufe der Sekundarschule gliedert sich in einen allgemeinbildenden und einen beruflich orientierten Bereich. An der 3-jährigen allgemeinen Sekundarschule (General Secondary School/ الثانوية العامة), die ab der 11. Klasse in einen literarisch-geisteswissenschaftlichen und einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig aufgeteilt wird, können Schüler/innen die allgemeine Hochschulreife (General Certificate of Secondary Education/ شهادة الثانوية العامة) erwerben. Allerdings ist die Belegung von mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge von Absolventen des literarisch-geisteswissenschaftlichen Zweiges nicht vorgesehen.

Darüber hinaus können Schüler/innen folgende berufliche Qualifikationen und Abschlüsse erwerben:

Innerhalb von 2 Schuljahren kann an Berufsschulen der Berufsabschluss Certificat d'aptitude Professionelle (CAP) „شهادة الكفاءة المهنية“ erworben werden. Anschließend besteht die Möglichkeit innerhalb von 2 weiteren Schuljahren den Abschluss Brevet Professionnel (BP) „شهادة التكميلية المهنية“ zu erwerben.

Inhaber des Brevet Professionnel (BP) „شهادة التكميلية المهنية“ sowie Absolventen der mittleren Schule (Intermediate School) können nach erfolgreichem Besuch einer 2-jährigen beruflichen Sekundarschule den Abschluss Baccalauréat Professionnel/ Secondaire Professionnel (SP) „شهادة الثانوية المهنية“ (bzw. "Formation professionelle de Maîtrise, FPM" bis ca. 2000) erwerben. Außerdem besteht für Absolventen der Intermediate School auch die Möglichkeit nach erfolgreichem Besuch einer 3-jährigen technischen Sekundarschule den Berufsabschluss Baccalaureat Technique (BT) “ شهادة الثانوية التقنية“ zu erwerben, der ab dem Jahr 2012 im dualen Format angeboten wird. 

Im post-sekundären Bereich können Inhaber des Baccalaureat Technique (BT) “ شهادة الثانوية التقنية“ und Absolventen des Baccalauréat Professionnel/ Secondaire Professionnel (SP) „شهادة الثانوية المهنية“ (nach Bestehen zusätzlicher Module) sowie Inhaber einer allgemeinen Hochschulreife an einem 2-jährigen technischen Institut studieren und den Abschluss Technicien Supérieur (TS)“ شهادة الامتياز الفني“ erwerben.

Absolventen des Baccalaureat Technique (BT) “ شهادة الثانوية التقنية“ und Absolventen des Baccalauréat Professionnel/ Secondaire Professionnel (SP) „شهادة الثانوية المهنية“ (nach Bestehen zusätzlicher Module) sowie Inhaber einer allgemeinen Hochschulreife (nach fünf Jahren Berufserfahrung in der entsprechenden Fachrichtung) können zudem in einer 2-jährigen weiterbildenden Schule den post-sekundären Abschluss "Technisches Supervisor-Zertifikat" "شهادة المشرف الفنى" (Meisterabschluss) absolvieren. 

Inhaber des Abschlusses Technicien Supérieur (TS) können nach dem Besuch weiterer 2 Jahre an einem technischen Institut den Abschluss Licence Technique (LT) „الإجازة الفنية“ (Dienstleistungsbereich) oder den Abschluss Ingénierie Technique (IT)الهندسة الفنية“ (Agrar- und Industriebereich) erwerben.

2003 wurde die sogenannte "schnelle Berufsausbildung" (Accelerated Vocational Training Programme, AVTP) eingeführt. Diese umfasst verschiedene kurze Ausbildungsangebote, die ca. 300 bis 900 h dauern und sich primär an Schulabbrecher und Arbeitslose richten.

Zudem bietet das UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) der Vereinigten Nationen einige Ausbildungsprogramme an, die sich an die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon richten. Die UNRWA Programme sind in zwei Gruppen geteilt: die zweijährigen sogenannten "Semi Professional Courses" für Absolventen der 12. Klasse, sowie die ein- bis zweijährigen "Trade Courses" für die Absolventen der 9./10. Klasse. Diese Programme umfassen ca. 50 verschiedene Ausbildungsangebote, die sich auf die Fachrichtungen Handel, Industrie (überwiegend als Auto- oder Elektromechaniker), Pharmazie sowie Informatik verteilen. Die UNRWA-Ausbildungsangebote haben vergleichsweise einen höheren Praxisanteil und führen zum Erwerb eines Certificate- bzw. Diploma-Abschlusses/دبلوم التدريب المهنى والفنى. Seit dem Schuljahr 2014/15 sind die Abschlüsse durch das libanesische Bildungsministerium (Ministry of Education - MoE) akkreditiert. Weitere Informationen zum UNRWA-Lehrprogramm finden Sie hier.

Landesspezifische Besonderheiten

Libanon war bis 1943 eine französische Kolonie, sodass das Bildungssystem des Landes Ähnlichkeiten zu Frankreich aufweist.

Der Berufsbildungsbereich im Libanon ist geprägt von zahlreichen privaten Bildungseinrichtungen. Der Besitz staatlicher Qualifikationen ist für die Ausübung eines Berufes nicht üblich (learning-on-the-job).

Aktuelle Reformprozesse

Das Bildungssystem wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach reformiert, wobei sich die Reformen hauptsächlich auf den Bereich der allgemeinen schulischen Bildung beschränkten.

1994 wurde in einzelnen Bereichen des Baccalauréat professionnel (meist Auto- oder Industriemechaniker) ein duales System eingeführt. Nach wie vor nehmen dieses Bildungsangebot aber nur wenige Schüler in Anspruch.

1999 wurde die 6-jährige Grundschule für alle Kinder verpflichtend und kostenfrei.

2000 wurde aus zwei ehemals getrennten Ministerien (Ministerium für Bildung und Ministerium für berufliche und technische Bildung) ein einziges Ministerium für Bildung und Hochschulbildung gebildet.

2002 wurde die einst 5-jährige Grundschule auf 6 Jahre erweitert und die einst 4-jährige Sekundarschule auf 3 Jahre reduziert.

2010 wurde eine neue nationale Bildungsstrategie vom Ministerium für Bildung und Hochschulbildung verabschiedet, die innerhalb der nächsten 5 Jahre umgesetzt werden soll. Unter anderem ist geplant, die Schulpflicht schrittweise bis zum Alter von 15 Jahren einzuführen. Der CAP und der Brevet Professionnel sollen künftig zu einer einzigen Qualifikation zusammengeführt werden, die die Bezeichnung CAP tragen und 3 Jahre dauern wird.

Weiterführende Informationen

Quellen und Links

Die zuständige Stelle für die Organisation, die Kontrolle und die Überwachung des Berufsbildungsbereichs und die Entwicklung der Lehrpläne ist die Generaldirektion der beruflichen Bildung eine Abteilung des Ministeriums für Bildung und Hochschulbildung. Zudem bietet das Zentrum für pädagogische Forschung und Entwicklung  viele Informationen und Statistiken zu dem libanesischen Berufsbildungssystem.

 

Unter dem nachfolgenden Link können Sie überprüfen, welche Ausbildungseinrichtungen in welchen Berufen staatlich anerkannte Ausbildungsgänge anbieten:  

Überprüfung staatlicher Anerkennung der Ausbildungsabschlüsse

Um diese Website bedienen zu können, sind Arabischkenntnisse erforderlich. Sollten Sie Hilfe benötigen, wenden Sie sich an die Mitarbeitenden des BQ-Portals.

 

Zudem finden Sie

Lehrpläne für die Ausbildungsgänge CAP, BP, BT, LT, TS für das Studienjahr 2022-2023

Lehrpläne für den Ausbildungsgang LT für das Schuljahr 2019,

Lehrpläne für die Ausbildungsgänge BP, BT für das Schuljahr 2016 und 

Lehrpläne für den Ausbildungsgang TS für das Schuljahr 2014.

 

 

Informationen des Auswärtigen Amtes